Der Chinesischer Boxeraufstand
1899-1900.
Seite1

     1/72 Umbauten und Text von Alfred Umhey:
Chinesische Soldaten, Krieger, Boxer. 

HISTORISCHES   UNIFORMARCHIV     
Alfred Umhey ,  
e-mail aumhey@aol.com.      

 

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Oben: Grundfiguren dieser Umbauten sind ATLANTIC-Trojaner.

 


 
Betrachtungen zum Boxeraufstand

 

Am 14. August 2001 jährte sich die Befreiung des europäischen Gesandtschaftsviertels in Peking zum 100 Male. Hier und da fanden sich kleinere Artikel zu diesem Thema, an den meisten ging es ebenso unbeachtet vorbei wie der 100 Jahrestag des Burenkrieges im vergangenen Jahr.

 

Zur Erinnerung sei die Geschichte nochmals kurz zusammengefaßt. Nach erheblichen sozialen Unruhen, bedingt durch Mißernten und Überschwemmungen bekam die fremdenfeindliche Bewegung der Yi Ho Tuan (Gesellschaft für Gerechtigkeit und Harmonie) enormen Zulauf. Es handelte sich hierbei um eine der klassischen chinesischen Geheimgesellschaften die, unzufrieden mit der Regierung und der politischen Ausrichtung des Landes, Angehörige der besitzlosen Klassen sowie kleine Handwerker und Händler um sich scharte.  Die Mitglieder beschäftigten sich mit Faust- und Stockkampf sowie mit magischen Riten, welche sie gegen die Kugeln der "fremden Teufel" unverwundbar machen sollten.

 

Diese Bewegung wurde von der ausländerfeindlichen Partei des chinesischen Hofes für ihre politischen Zwecke benutzt und Unruhen im ganzen Land geschürt.

Die arrogante Haltung der westlichen Mächte und insbesondere die Intoleranz und Überheblichkeit vieler Missionare taten ein übriges, um eine explosive Lage zu erzeugen.

Als Anfang Juni Marineinfanteristen verschiedener Nationen zum Schutz der Botschaften nach Peking verlegt wurden, gewann die fremdenfeindliche Partei des Prinzen Tuan schließlich die Oberhand und auch chinesisches Militär unter dem Befehl von Tuan ergebenen Generalen wurde um Peking zusammengezogen. Mittlerweile war die Stadt durch den Zuzug tausender Boxer zu einem Hexenkessel geworden, dessen Spannung sich schließlich in der Ermordung des  japanischen Kanzler Sugiyama am 11. Juni und des deutschen Gesandten Baron v. Ketteler am 20 Juni entlädt.

 

Bereits seit dem 13 Juni gab es Schußwechsel und Angriffe der Boxer. Nach dem alliierten Angriff auf die Taku Forts an der Küste vor Tientsin greift schließlich auch die chinesische Armee in die Kämpfe um Peking ein, nachdem sie bereits seit dem 10 Juni den Vorstoß einer Entsatztruppe unter Admiral Seymour verhindert. Dessen vergebliche Versuche, mit 2000 Mann nach Peking durchzubrechen enden schließlich in einem Rückzug nach Tientsin, um das noch bis zum 14. Juli erbittert gekämpft wird.

 

Mittlerweile sind die großen Kolonialmächte, einschließlich der USA, Rußlands und Japan alarmiert und schicken Truppenverbände nach China. Ein neuerlicher Vorstoß, diesmal mit rund 20 000 Mann (in der Hauptsache Russen und Japaner) dringt bis Peking durch und nach 55 Tagen wird am 14. August die kaiserliche Hauptstadt eingenommen und die eingeschlossenen weißen Zivilisten, Soldaten und chinesischen Christen befreit.

 

Die Kämpfe in den Provinzen dauern an und internationale Besatzungstruppen nehmen Schlüsselstellungen im ganzen Reich ein. Auch Deutschland schickt ein "Ostasiatisches Expeditions- Korps" und Feldmarschall Graf Waldersee wird sogar Oberkommandierender der alliierten Truppen in China. Wilhelm II verabschiedet seine Truppen mit der berüchtigten "Hunnenrede" , weshalb die deutschen im englischen Sprachgebrauch in beiden Weltkriegen "the Huns" genannt wurden.

 

Nun aber zum wesentlichen , was den Figurenfreund interessiert.

Wie lassen sich diese Ereignisse mir unseren Sammelobjekten darstellen?

Um es vorwegzunehmen, außer einer brandneuen Packung Boxerfiguren im Maßstab 1:32 (Armies in Plastic) ist für die chinesische Seite in 1:72 nichts "von der Stange" zu erhalten. Daher heute ein paar Anregungen, was man alles heranziehen kann, um Boxer, aber auch "reguläre" chinesische Truppen zu fabrizieren.

Die Kontingente der Kolonialmächte werden einem späteren Artikel vorbehalten sein. Hier ist auch die Ausgangslage besser, denn vieles was vorhanden ist erfordert lediglich eine andere Bemalung.

 

Wie in der Einleitung erwähnt, wurde der Krieg keineswegs nur von den Boxern geführt. Der hartnäckige  Widerstand der Chinesen resultierte vielmehr aus dem Einsatz z.T. europäisch bewaffneter Truppen. Allerdings waren zahlenmäßige Überlegenheit und moderne Bewaffnung allein noch kein Garant für den Erfolg. Die mangelhafte Ausbildung und schlechte Führung der Truppen sowie die Machtkämpfe der einzelnen politischen Fraktionen in der Generalität lähmten den erfolgreichen Einsatz und ermöglichten letztendlich den Erfolg der Kolonialmächte.

 

Auf den ersten (und auch den zweiten) Blick bietet sich ein verwirrendes Bild bei der Vielzahl chinesischer Truppenteile und Armeen. Ich will daher kurz eine Übersicht der einzelnen Heeresteile geben, bevor ich auf deren Erscheinungsbild und die Umbaumöglichkeiten aus vorhandenen Figuren eingehe.

 

Das chinesische Heer nach der Reorganisation des Jahres 1895 (man hatte gerade eine vernichtende Niederlage gegen die Japaner einstecken müssen) stellt sich folgendermaßen dar:

 

 

 

Mandschu- oder Pa´chi Truppen, 4. Banner:

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Umgebaut aus dem Englischen Fußvolk des Hundertjährigen Krieges von REVELL.

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Reguläre Truppen. Luin, die Truppen des Grünen Banners:

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a) Moslem aus dem ESCI-Set 238, b und c) aus dem Robin Hood-Set, AIRFIX.

 

 Die Mandschu oder Pa'chi Truppen .

Hier spricht man von den sog. " 8 Bannern" , nach der alten mongolischen Stammeseinteilung der

8 Völker (die Mandschu waren ein sino-mongolisches Volk das nach 1640 das Reich der Ming erobert hatte)

Ein Banner bestand aus 4 Regimentern, von denen jedes aus 5 Kompanien zusammengesetzt war. Die Stärke der einzelnen Kompanien (auf dem Papier) sollte 3ooo Mann betragen, das Regiment somit

15 ooo, das Banner 60 ooo. Die tatsächlichen Stärken lagen bei etwa der Hälfte, jedoch wurden immer die vollen Stärken geführt und abgerechnet, wobei das Geld in den Taschen der Befehlshaber landete.

Diese Truppen waren "traditionell" bewaffnet, d.h. Lanzen, Hellebarten, Schwerter, Pfeil und Bogen und Luntenschloßmusketen. Eine wesentliche Änderung des Erscheinungsbildes seit dem 17. Jahrhundert hatte nicht stattgefunden.

 

Jedes der Banner war durch eine spezifische Farbgebung der Bekleidung gekennzeichnet, die sich auch in ihren Fahnen wiederfand.

    1. Banner gelb mit rotem Rand

    2. Gelb

    3. Weiß

    4. Weiß mit rotem Rand

    5. Rot

    6. Rot mit blauem Rand 

    7. Hellblau 

    8. Hellblau mit rotem Rand

Der Kampfwert dieser farbenprächtigen Truppen war äußerst gering. An den Kämpfen um Peking   waren sie nicht beteiligt. Ansonsten wurden hauptsächlich die "Den-Naj", die Tigermänner eingesetzt, die gelbe Überröcke  mit schwarzen Streifen trugen, mit Schwert, Schild und Fanghaken ausgerüstet waren. Wer dennoch diese Einheiten darstellen will, kann auf die Mongolen von Zvezda zurückgreifen.

Die Infanterie und schweren Reiter eignen sich vorzüglich.

 

 

 

Reguläre Truppen. Kansu Armee (Rote Uniformen):

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Ganz oben im langen blauen Gewand mit roter Schärpe:: Boxer.

Die Grundfiguren stammen aus den Sets (v.l.n.r.)2x  ESCI Moslems 238, Japaner von Matchbox.

 

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oben: aus ESCI 238 Moslems.

 

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Oben: aus dem Set "Sibirische Schützen" von REVELL.

 

 

 Die "regulären" Truppen

 

Diese bestanden aus

    a) "LUIN"          den Truppen des grünen Banners (nicht zu verwechseln mit den Mandschu-Bannern!)

    b) "YUNG"          den Tapferen

    c) "LIAN DJUN"  den Neuformationen

 

Die  LUIN, die Truppen des Grünen Banners waren hauptsächlich in weiße, hellbraune, hellgraue oder hellblaue Zivilblusen eingekleidet, über  welchen sie lange ärmellose Überwürfe in kontrastierenden Farben trugen  (violett, dunkelrot, blaßgrün, gelb, orange oder dunkelblau) Auf Brust und Rücken befand sich ein kreisrunder weißer Tuchfleck mit der Einheitsbezeichnung in schwarzen Lettern.

Kopfbedeckung war der typische Strohhut, ein Turban oder der "Mandarinhut". Alle Fahnen waren grün, die vom Kaiser für niedere Klassen zugewiesene Farbe.

Sie dienten als Provinztruppen und erfüllten polizeiliche Aufgaben. Die Bewaffnung war ebenso antiquiert wie die der Bannertruppen. Viele der als "Boxer" bezeichneten Chinesen auf den zahlreichen zeitgenössischen Fotos sind in Wirklichkeit LUIN

 

Die YUNG  und LIAN DJUN , im allgemeinen unter der Bezeichnung "Feldtruppen" zusammengefaßt, untergliederten bzw. verteilten sich auf eine Vielzahl weiterer Unterarmeen, Provinzialstreitkäfte bzw. persönliche Armeen von Generalen. Die später im Bürgerkrieg so verhängnisvolle Struktur der Warlords, der Kriegsherren war hier schon vorweggenommen. Jede dieser "Privatarmeen" hatte eigene Organisationsformen, Bewaffnung und  Ausbildung . Man warb europäische Instrukteure an, meist gekoppelt mit Waffenkäufen. Vielfältig wie diese Instruktoren waren auch die Qualität und Art der Ausbildung.

So gab es folgende Verbände:

 

 

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 Oben: 2 Boxer.Rechte Figur aus ESCI Moslems Set 238, linke Figur ist ein Umbau aus AIRFIX-Unterteil und ESCI-Moslem-Oberteil.

 

 

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