"Die Königlichen"

Einsatz und Uniformierung der Household Brigade bei Waterloo 1815

von Dirk Brendler - Zeichnungen Dirk Brendler.

 

In der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 verfügte der Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen (Briten, Deutsche, Belgier und Niederländer) Sir Arthur Wellesley, Herzog von Wellington über sieben britische Kavalleriebrigaden und vier Brigaden der Verbündeten.

 

Die 1. Schwere britische Kavalleriebrigade befehligte Maj.-Gen. Lord Somerset. Sie bestand aus den Regimentern Royal Horse Guards, dem 1. und 2. Regiment der Life Guards und den 1. King´s Dragoon Guards. Insgesamt 1220 Mann stark. Bis auf die 1. Dragoon Guards zählten die drei anderen Regimenter zur Gardereiterei seiner königlich britischen Majestät. Daher wurde die 1. britische Kavalleriebrigade auch die Household Brigade genannt.

 

Dieser Bericht widmet sich ausschließlich der Houshold Brigade und ihrer Uniformierung im Jahr 1815. Ich denke der Angriff der Union Brigade (1. Royal Dragoons, 2. Royal North British Dragoons und 6. Inniskilling Dragoons) bei Waterloo und seine Folgen sind bereits hinreichend und ausführlich beschrieben worden. Eine Abhandlung über die anderen Kavalleriebrigaden der Briten und ihrer Verbündeten, würde sicherlich den Rahmen dieses Berichtes sprengen.

 

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Lord Somersets Brigade stand zu Beginn der Kampfhandlungen rechterhand der Chaussee Brüssel-Charleroi, nahe der Wegekreuzung, an der diese Chaussee den Hohlweg nach Ohain durchschnitt, den Blick auf die Franzosen und die Anhöhe von La Belle Alliance gerichtet. Zur Rechten war die 7. britische Kavalleriebrigade (Col. Sir F. von Arentsschildt), zur Linken die Union Brigade (Maj.-Gen. Sir. W. Ponsonby) aufgestellt. Vor der Household Brigade standen die Nassauer (General von Kruse) sowie Hannoveraner und die 2. Brigade der King´s German Legion (Col. von Ompteda). Die britische Kavallerie wurde zu Beginn der Schlacht ca. 200 Meter hinter die Front zurückzogen und durch Wellington in tiefer gelegenen Gelände etwas verdeckt postiert.

 

Die Schlacht begann ca. 11.30 Uhr. Napoleon ließ den rechten Flügel der Alliierten (Schloß Hougoumont) angreifen, in der Hoffnung durch diesen Ablenkungsangriff Wellington zu bewegen, weitere Truppenkontingente aus seinem Zentrum abzuziehen, und die Verteidigung Hougoumonts zu verstärken. Gegen 13.30 Uhr wurde der französische Hauptangriff durch ein Sperrfeuer von 80 Geschützen vorbereitet. Im Anschluss eröffnete das 1. französische Korps unter General d`Erlon, bestehend aus den Divisionen Allix, Donzelot, Marcognet und Durutte, den Angriff und näherte sich dem Hügelkamm. Die durch das Geschützfeuer geschwächte und demoralisierte belgische Brigade Bylandt wurde von den Divisionen Marcognet und Donzelots überrannt.

 

Das Gehöft La Haie Sainte wurde inzwischen vom 54. und 55. Infanterieregiment (Division Allix) angegriffen. Verteidigt wurde der Gutshof vom 2. Leichten Bataillon der Kings German Legion unter Major Baring. Um den in Bedrängnis geratenen Verteidigern zu helfen, schickte der Prinz von Oranien, der das 1. Korps Wellingtons befehligte, die Lüneburger der Hannoveranischen Brigade des Generalmajors Graf von Kielmannsegge in Richtung La Haie Sainte los. Es trafen jedoch nur noch sehr wenige Lüneburger im Gehöft an. Französische Kürassiere der 2. Kürassierbrigade (Brig.-Gen. Travers mit dem 7. und 12. Regiment), welche den großen Infanterieangriff d`Erlons flankierend unterstützen sollten, vernichteten den Grossteil der Lüneburger.

 

Als die schwere französische Reiterei die Mont-Saint-Jean Anhöhe erreichte, und versuchte den Hohlweg zu überwinden, wurde sie von der Household-Brigade unter Lord Somerset angegriffen und arg bedrängt. Dieser Angriffswucht der Briten konnten die Kürassiere nicht standhalten. Sie wurden von den Briten niedergehauen und zurückgedrängt. Ein Gegenangriff der Kürassiere Farines (6. und 9. Regiment) bewahrte Travers vor der völligen Vernichtung. Gleichzeitig ordnete Lord Uxbridge, der die gesamte Kavallerie der Alliierten befehligte, den berühmt gewordenen Angriff der Union Brigade an. Die französischen Infanterieregimenter wurden zerschlagen und der große Infanterieangriff d`Erlons brach zusammen.

 

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Figuren

Diesen ersten Zusammenstoß der Household Brigade mit Travers Kürassieren nahm ich zum Anlass, hierzu eine kleine Vignette zu erstellen und die beteiligten Regimenter etwas näher zu betrachten. Als Grundplatte kaufte ich einen kleinen Bilderrahmen. Darauf wurde die Landschaft zuerst grob mit Polysterol vorgestaltet. Ich habe versucht, den besagten Hohlweg anzudeuten und das Gelände wellig darzustellen, um den damaligen landschaftlichen Gegebenheiten gerecht zu werden. Das Ganze wurde dann mit einer Schicht Modellgips überzogen und die endgültige Oberflächenstruktur herausgearbeitet. Der Untergrund wurde mit Revell- und Humbroltönen farblich behandelt, die Wiese besteht aus Basilikum und Oregano, beides fein gerebelt. Da es ja, wie wir alle wissen, die ganze Nacht vor dem 18. Juni 1815 über geregnet hatte, habe ich den Boden aufgewühlt und matschig dargestellt (klarer Bootslack).

 

Die Szene stellt sich wie folgt dar. Ein Unteroffizier des 2. Regimentes der Life Guards liefert sich gerade einen Zweikampf mit einem französischen Kürassier des 7. Regimentes (Travers 2. Brigade), wobei der Brite die vorteilhaftere Kampfposition innehat. Zwei Dragoner der 1. Kings Dragoons Guards attackieren gleichzeitig drei französische Linieninfanteristen der 1. Division Allix. Der Kürassier stammt aus der Packung "Französische Kürassiere" von Esci, sein Pferd ist von Italeri "Französische Carabiniers". Sein Gegner wurde Revells "Britischer Leibgarde" entnommen. Die Französischen Infanteristen sind von Italeri und die Dragoner von HäT "Britische schwere Dragoner". Bis auf das Pferd von Revell wurden alle anderen verändert, um die Bewegungen der Pferde natürlicher aussehen zu lassen. Der geneigte Leser wird mir sicherlich Recht geben, wenn ich behaupte, dass die Pferde von HäT nicht gerade grazile Bewegungsabläufe erkennen lassen. Obwohl die Modelleure von HäT sich mit der Zeit, im Vergleich mit den ersten Figurensätzen, erheblich verbessert haben. Dem Kürassierpferd wurde der Rumpf hinter dem Sattel entfernt, beide Teile verstiftet und wieder miteinander verklebt. Ich habe hierzu Ponal-Express benutzt. Dabei sind die beiden Pferdehälften so miteinander zu verbinden, dass die Hinterhand eine leichte Drehung erhält, um somit den bewegten Eindruck des Modellpferdes zu verstärken. Die Schnittstelle habe ich mit Milliput, und einem feuchten Pinsel zum glätten, verschlossen.

 

Um der ganzen Szene etwas Dramatik zu verleihen, wollte ich einen Dragoner der 1.Dragoons Guards mit seinem Pferd beim Sturz darstellen. Hierzu war es notwendig, ein normales Pferd im Galopp in ein stürzendes zu verwandeln. Dabei ist zu beachten, dass sich durch die Fliehkraftwirkung die Haltung des Pferdes, insbesondere die Wirbelsäule, als auch die einzelnen Körperpartien stark verändern. Der jeweilige Reiter wird dabei aus dem Sattel nach vorn geworfen. Ich habe das Pferd in fünf Segmente geteilt, diese wieder verstiftet und in der von mir gewünschten Haltung verklebt. Anschließend habe ich, wie schon gehabt, mit Milliput die Schnittstellen verfüllt. Zu dieser Thematik kann ich jedem Bastler Tips & Tricks Nr. 3 der Gebrüder Fuhrmann empfehlen. Darin ist ein toller Bericht zum Umbau von stürzenden und toten/ verletzten Pferden enthalten.

 

Die Armhaltungen der Reiter wurden alle verändert und meinen Wünschen entsprechend angepasst. Bei dem stürzenden Kavalleristen habe ich zusätzlich noch die Beinhaltung variiert. Die drei Linieninfanteristen wurden unverändert belassen, nur wurden mit Milliput neue Hosen anmodelliert. Zur Bemalung der Figuren benutzte ich Italeri Model Master Farben, welche sich durch eine schöne Leuchtkraft auszeichnen.

 

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Während der Schlacht war die Household Brigade in schwere und heftige Kämpfe verwickelt. Dies belegen am deutlichsten die Verlustzahlen der Briten. Von den drei Garderegimentern wurden fünfzehn Offiziere und 305 Reiter verwundete oder getötet, bei einer ursprünglichen Gesamtstärke von 696 Mann. Das zahlenmäßig stärkste britische Kavallerieregiment bei Waterloo, das 1. Dragoon Guards mit 530 Mann, erlitt Verluste von 11 Offizieren und 264 Soldaten.

Zwei Beispiele sollen zeigen, wie heftig die Kämpfe an diesem Tage waren.

"Lt.-Col. Ferrior vom 1. Regiment der Life Guards tötete nicht weniger als elf Feinde, ehe er mehrfach verwundet selber fiel. In der Reihen des 2. Regiments kämpfte ein damals berühmter Boxer, John Shaw. Er war einer der höchst dotiertesten Preisboxer in England. Nachdem er neun Feinde im ersten Gefecht seines Regimentes an diesem Tage, verwundet bzw. getötet hatte, wurde er von zehn Franzosen umzingelt. Er verwundete noch weitere fünf Kürassiere, ehe sein Säbel zerbrach. Den Griff des Säbels nach einem Franzosen werfend, riss er sich den Helm vom Kopf und benutzte ihn noch solange als Keule, bis er schließlich vom Pferd gehauen wurde. Beim Bemühen sich zu erheben, wurde er angeschossen und verblutete während der einsetzenden Nacht. Durch seinen heldenhaften Kampf wurde er posthum ein berühmter Volksheld seines Heimatlandes." (nach Ph. Haythornwhaite)

 

 

Fortsetzung