"En pays de cathares" - Im Land der Katharer
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Diorama+Text: Andreas Brüggemann
Fotos: Rolf Fuhrmann

Die Idee ein Diorama zu bauen, in dem sowohl südfranzösische Adlige als auch Ritter des Templerordens zusammen zu sehen sind, kam mir bei einer Motorrad-Tour durch den Süden Frankreichs im Jahr 1995. Ich hatte zuvor das Buch
„Die Kinder des Grals“ von Peter Berling verschlungen, worin es um eine Variante der Gralssage geht, und ich wollte den Ort des Geschehens mit eigenen Augen sehen. Die Kultur der Katharer faszinierte mich vom Fleck weg!
So las ich mich in dieses Thema ein und mir war bald klar, dass das Thema in irgendeiner Form und irgendwann einen „figuristischen“ Niederschlag finden "musste" :). Da meine Vorliebe dem Maßstab 1/72’ gilt, gab ich mich direkt an die Sichtung des vorhandenen Materials und stellte bald fest, dass man (wie so oft) um Selbst- und Umbau nicht herum kam. Mehr als sechs Jahre später, in denen mein Hobby aus beruflichen und privaten Gründen vollends ruhte, fand' ich dann endlich Muße,Zeit und vor allem Platz (!!!) mich an die Arbeit zu machen.
(Bild: Das Diorama)

Kurz zur Historie:
Der „katharische“ Glaube entwickelte sich wohl im bulgarischen Raum und breitete sich von dort über ganz Europa bis nach Südfrankreich aus. Der „Katharismus“ verband sowohl heidnisches, gnostisches und christliches Gedankengut zu einer, zwar von der Kirche abweichenden, allerdings im Grunde rein christlichen Lehre. Die sogenannten „Parfaits“ waren dem weltlichen Leben abgewandt, sahen die Welt als eine Schöpfung des Teufels an und erwarteten Ihre Erlösung durch den Tod. Sie waren allerdings den „normalen“ Menschen gegenüber sehr tolerant, eine aggressive Missionierung war Ihnen fremd. Und so verwundert es nicht, daß die „Parfaits“ einen großen Rückhalt im gemeinen Volk, aber auch beim Adel hatten. Außerdem hat diese tolerante Glaubensrichtung dazu geführt, dass z.B. der Minnegesang und die Dichtkunst im katharischen Südfrankreich des 12. und 13. Jahrhunderts ihre für ganz Europa „initialzündende“ Entwicklung erlebten. Die Burgen der südfranzösischen Adligen waren Zentren der Troubadour – Kunst. Ein paar der berühmtesten Troubadoure oder Minnesänger, wie z.B. Walter von der Vogelweide oder Wolfram von Eschenbach, sind uns heute noch bekannt - Und das nach fast 800 Jahren! Ob man wohl die Beatles auch noch kennt, im Jahr 2765 ? ;)
(Bild: Das "feste Haus"- Die Burg wurde mithilfe von "Brix", das sind Formen in denen man selber bausteine gießen kann, erstellt. Leider sind die Formen nicht mehr zu kriegen. Die Feldsteinmauer findet Ihr im KF-Porcellin Zubehörprogramm. Absolut empfehlenswert!)

Doch bald war Papst Innozenz III. diese schnell an Einfluß und somit auch weltlicher Macht gewinnende Glaubensströmung ein Dorn im Auge. Es kam wie es kommen musste: In einer Zeit wachsenden, geradezu mörderischen, religiösen Fanatismus predigte der Papst den 1.Kreuzzug gegen Christen ! Gegen die kampferprobten nordfranzösischen Truppen unter Simon de Montfort, angelockt durch versprochenen Sündenablass, aber auch angespornt durch die Aussicht auf Besitz in Südfrankreich, waren die Kontingente der südfranzösischen Adligen, trotz Unterstützung aus Spanien, sei es aus Überheblichkeit, sei es aus Unentschlossenheit meist erfolglos. Die Städte und Burgen Südfrankreichs, mit Ausnahme von Toulouse, wurden nacheinander erobert. Die Anhänger des katharischen Glaubens wurden auf grausame Art und Weise verfolgt und durch die heilige Inquisition gerichtet. Sowohl die Inquisition als auch der Orden der Dominikaner waren "Kinder" des Katharerkreuzzuges. Bei Ihrer Invasion machten die Kreuzfahrer oft keinen Unterschied zwischen Christen und Katharern. Der päpstliche Legat Arnaud de Armaury soll bei der Belagerung von Beziers im Sommer 1209, auf die Frage, wie man denn die Ketzer von den Katholiken unterscheide, geantwortet haben: “Tötet Sie alle ! Gott wird die Seinen erkennen!“ An diesem unseligen Tag wurde die gesamte Bevölkerung der Stadt getötet. )
(Bild: Detail der Burg)

 
(Bild: Burgbewohner - "Was geht da draussen vor ?" Der Mann ist aus der Hät-Airfix Wiederauflage 7015/Robin Hood; die Dame ist aus einem Set von Fine Scale Factory )
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