Bei einem Treffen mit
den Bielefelder Figurenfreunden ergab sich für mich die Gelegenheit,
über Uwe Welther mit an der diesjährigen Schlachtdarstellung
von Waterloo als preußischer Musketier teilzunehmen. Als Waterloo-Fan
war das natürlich äußerst verführerisch, insbesondere
weil es ein rundes Jübiläum war und viele Reenectorgruppen
erwarten wurden. Und so kleidete ich mich in den dunkelblauen Rock
des Leibinfanterie-Regiments (1. Brandenburgische) No. 8.
Pünktlich wie Blücher
traf ich am 18.06. ca. gegen 17:30 bei Plancenoit ein.
Das Lager am Vorabend
der Schlacht
Sogleich wurde mir der
Rest meiner Montur ausgehändigt und kurz darauf ging es zu
einem Besuch bei den verbündeten Engländern, die bei Hougoumont
lagerten. Hier fanden wir ein sehr schönes Lager vor, das vor
allem von der Atmosphäre des alten Guthofs profitierte. Später
ging es dann wieder ins eigene Lager, wo der Abend bei Bier und
Gesprächen langsam ausklang.
Nach einer kurzen Nacht
wurde um 6:00 der Weckruf geblasen.
Das Lager am Morgen
der Schlacht
Ein Frühstück
bestehend aus Kaffee, Schinken, schon am Vorabend verschimmeltem
Käse (die Preußen machen’s eben authentisch), Brot und
Schmalz sollte dem Soldaten die nötige Stärkung für
den Tag liefern. Um 8:00 wurde angetreten und mitgeteilt, dass sich
die Vorzeichen zu einer Schlacht verdichtet hätten. Daraufhin
musste gewartet werden und der Soldat durfte ruhen.
Das Leibregiment beim
Ruhen
Währenddessen marschierte
die Artillerie sowie ein preußisches Infanterieregiment schon
vorweg auf das Schlachtfeld...
Preußische Artillerie
bereit zum Abmarsch
Preußische Artillerie
marschiert ab
Preußische Infanterie
auf dem Marsch zum Schlachtfeld
... und kurz danach
kamen preußische Husaren mit einem Adjutanten angeritten,
um mit unserem Feldmarschall die Lage zu besprechen.
Preußische Husaren
und Lagebesprechung mit Blücher
Dann kam auch für
uns der Befehl abzumarschieren. Zuerst erreichten wir die Kirche
von Plancenoit, wo die Kämpfe schon voll im Gange waren. Die
Franzosen wurden von mehreren Seiten stark unter Beschuss genommen
und wichen nach einigen Schusswechseln zurück – gaben sich
aber noch nicht geschlagen. Wir verfolgten daher den Feind bei seiner
Retirade auf das nächste Schlachtfeld, wobei uns fünf
ansehnliche Civilpersonen inspizierten (bzw. wir sie).
Civildamen am Wegesrand
Auf dem nächsten
Schauplatz angekommen, durften wir kurz innehalten und uns mit Wasser
erquicken...
Das Leibregiment bei
einer kurzen Pause
... und dann kamen auch
wir endlich zum Schuss. Uns gegenüber standen französiche
Voltigeurs, die unsere Linie aber nicht zu durchbrechen vermochten.
Nach einem Linksschwenk standen wir den Grenadieren der alten Garde
gegenüber, die wir nach einem erneuten Schusswechsel und einer
Bajonettattacke ihrerseits jedoch erfolgreich abwehren konnten.
Alliierte Artillerie
auf dem Hügelkamm
Alsdann wurde die Verfolgung
des Feindes wieder aufgenommen, um ihn endgültig zu zerschlagen
und die Herrschaft des Tyrannen Europas zu beenden.
Englische Dragoon-Guards,
ein preußisches Regiment und englische Husaren bei der Aufnahme
der Verfolgung.
Schließlich begaben
wir uns auf das finale Schlachtfeld, wo der Feind in einem letzten
Aufbäumen ein Karree bildete, das jedoch der geballten Feuerkraft
von Infanterie und Artillerie der vereinten Truppen nicht lange
standhalten konnte.
Nach gewonnener Schlacht
kehrten wir in unser Lager zurück. Nach fünf Stunden marschieren
und kämpfen kamen wir doch recht erschöpft (und verschwitzt)
dort an und entledigten uns schnell der Tornister, Wolldecken, Brotbeutel,
Patronentaschen, Wehrgehänge, Brotbeutel und Tschakos.
Ohne
Blessuren blieb ich allerdings nicht: eine Blase am Fuß und
ein doch nicht zu verachtender Sonnenbrand im Gesicht und Nacken
(bis dato hatte ich noch nie Sonnenbrand an den Ohren!!) sollten
mich noch einige Zeit an das Erlebte erinnern.
Euer Sammlerkollege
Andreas Frank
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