Dies und Das 2

 
Französische Napoleonische Infanterie, Unterscheidung der Truppenteile.

Bekleidung Wellingtons und Pictons bei Waterloo.

 Französische Lanzenreiter.

Britische Infanterie, Napoleonische Kriege: Farbe der Satteldecke. 

Wie hat man bei der Infanterie nach 1812 die einzelnen Truppenteile unterschieden?
Unterscheidung von Bataillonen/Kompanien innerhalb des Französischen Linien-Infanterie-Regiments 1812-1815:

Das Regiment hatte ab 1808 4 “Kampf”-Bataillone (Bataillons de Guerre) und ein Depot-Bataillon, das für die Ausbildung der Rekruten zuständig war. Jedes Bataillon hatte 1 Grenadier-, 1 Voltigeur-, und 4 Füsilier-Kompanien. Die einzelnen Kompanien wurden durch unterschiedliche Dekoration oben am Tschakorand über der Kokarde gekennzeichnet. Für die Grenadierkompanie (deren Tschako im übrigen 15mm höher war - es handelte sich um das Tschakomodell der Kavallerie! -, als bei den Füsilierkompanien) ein  roter Pommel/Houppette. Außerdem Messing-Schuppenketten und doppelte rote V-Stege an den Seiten des Tschakos sowie eine Adler-Messingplkette vorn auf dem Tschako mit der Regt.-Nummer. 

Auf dem Patronentaschendeckel eine Messinggranate.

Für die Voltigeurkompanie war der Pommel gelb, der doppelte V-Besatz ebenfalls. Tschakomodell der Füsiliere! Messing-Horn auf dem Patronentaschendeckel.

 Die Angehörigen der Füsilierkompanien hatten auf den Patronentaschendeckeln ein gekröntes “N”. Bereits mit Befehl vom Februar 1811 hatten die Füsiliere vorn am Tschako sogenannte “Houppettes” zu tragen, das waren flache runde Scheiben, die über der Kokarde befestigt waren. Diese Scheiben hatten einen Durchmesser von 55mm und waren 10mm dick. 

Die Scheiben waren nach der Vorschrift weiß für die Offiziere unterhalb der Stabsebene und für Unteroffiziere im Majorstab. In der Praxis hatten die Tschakos der Kompanie-Offiziere hingegen die gleichen Pompons bzw. Houppettes wie die soldaten der Kompanie.  Grenadiere und Voltigeure sollten vorschriftsmäßig rote bzw. gelbe Scheiben haben, trugen darüber oder stattdessen jedoch häufig Federstutze oder Pompons..

 Die Füsilierkompanien hatten Scheiben in spezifischen Kompanie-Kennfarben

1. Füsilierkompanie Grün., 2.Himmelblau, 3. Orange, 4. Violett.

in der Praxis wurden anstelle der Scheiben häufig runde Woll-Pompons in den betreffenden Kennfarben verwendet. 

Alsdann konnten die Bataillone anhand ihrer unterschiedlichen Wimpel (Fanions) unterschieden werden:

Das 1. Bataillon führte die Regimentsfahne (Adler). Das 2.ein weißes, das 3. ein rotes, das 4. ein blaues, (ein eventuelles 5. ein grünes und ein 6. ein gelbes) Fähnchen. Diese waren quadratisch mit 812mm Seitenlänge an einer Stange von 2,60m. Träger war ein Sergeant-Major. Diese Fanions wurden wie die Regimentsfahne durch eine Fahnenwache eskortiert.
 
 

(H. Malibran: GUIDE A L´USAGE DES ARTISTES ET DES COSTUMIERS contenant la description DES UNIFORMES DE ´ARMEE FRANCAISE DE 1780 à 1848.)

Rolf Fuhrmann. 

 
 
Bekleidung von Wellington und Picton bei Waterloo? 
Feldmarschall Herzog von Wellington

Dunkelblauer Umhang, weiß gefüttert, blauer Überrock mit silbernen Knöpfen, weiße Halsbinde, fahlgelbe Lederhose, kurze schwarze Stiefel, schwarzer Hut mit schwarzer, goldumrandeter Kokarde rechts, vorn und hinten silberne Halteschnüre, Säbelscheide schwarz mit 3 Stahlbeschlägen, Griff vergoldet, silbernes Koppel, kornblumenblaue Satteldecke, kornblumenblaues Portefeuille ( anstelle der Schabrunken), Zaumzeug fahlrot,

Halteriemen des Portefeuilles fahlrot, Zügel fahlrot mit weißen Allongezügel, trägt keine Handschuhe, Messingfernrohr, dunkelblondes Haupthaar, bartlos, auf Rotfuchs mit weißen Hinterfesseln beritten.

Generalleutnant Sir Thomas Picton

 Kastanienfarbener Paletot, weißes Jabot, Graue Hose, schwarzer Zylinder, Zaumzeug, Bügelriemen und Sattel fahlrot, bartlos, hellbraunes Haar, auf Fuchs beritten.
 
 

Quelle:

Ergänzung von St. J. Klimek zum Bericht "Englischer Generalstab bei Waterloo" aus dem Heft " Die Zinnfigur" Heft 1/1959

Christian Wegner. 

 

Ergänzend von Rolf Fuhrmann: 
Der Herzog von Wellington  trug bei Waterloo eine Kombination aus militärischer und ziviler Kleidung. Sich im Feld oder im einfachen Dienst nicht an die Uniformvorschriften zu halten, war bei den Offizieren der britischen Armee ja eine eher selbstverständliche Gepflogenheit.

Der niedrige Zweispitz steckte in einer schwarzen Wachstuchhülle. Der schmucklose Rock war einreihig geknöpft und dunkelblau, weiß gefüttert, mit silbernen Knöpfen und silbernem Ordensstern auf der linken Brust.

Darüber eine karmesinrote Schärpe. Weiße Halsbinde, weiße Reithosen mit schwarzen, schmucklosen Husarenstiefeln. Handschuhe trug der Herzog nicht.

Über dem rock hatte er einen ebenfalls dunkelblauen (in der Haythornthwaite-Zeichnung fälschlicherweise schwarz dargestellt!) weiten ärmellosen Mantel mit capeartigem Überfallkragen, der bis unterhalb der Schultern reichte.

 Der Säbel war ein französisches Modell in schwarzer Scheide mit Goldbeschlägen. 

Säbelkoppel und Schärpe trug Wellington stets unter dem Rock.

Schabracke ebenfalls dunkelblau, ohne jedweden Tressenbesatz o. ä.
 
 

General Thomas Picton:

Picton und sein Stab waren im Halbinsel-Krieg geradezu berüchtigt gewesen für ihr unmilitärisches, heruntergekommen wirkendes Erscheinungsbild im Felddienst. 

Picton, Kommandeur der 5. Division,  trug bei Waterloo einen alten Zylinder und hatte einen weißen, grün eingefassten Regenschirm bei sich. Sein Rock war sehr abgetragen..
 
 

Quellen: 

Haythornthwaite, die Uniformen der Schlacht von Waterloo. Heyne Verlag.

 Barthorp/Hook, Wellington´s Generals. Osprey Men at Arms Nr.84.

 

 
Zu den 1/72 Packungen “Französische Lanciers” von ESCI und HÄT: Info zu Napoleonischen Linien- und Garde-Ulanen
In der Napoleonischen Armee gab es zwei grundsätzlich unterschiedliche Uniformvarianten für Lanciers.

 Die angesprochenen Lanzenreiter-Regimenter-Regimenter der Garde

waren das 1. und 2. Regiment Chevau-Légers Lanciers de la Garde. Sie wurden auch als Lanciers Polonais - polnische Ulanen (1. Regt.) - und Lanciers Rouges - Rote Ulanen oder Holländische Ulanen (2. Regiment) bezeichnet. Diese beiden Regimenter trugen die Lanzenreiter-Uniform nach nationalpolnischer Art, d.h.: Kopfbedeckung mit viereckigem Oberteil (Tschapka) und kurzschößige Jacke mit nach hinten geklappten Schoßumschlägen (Kurtka).

Die Kurtka hatte vorn ein sog. Plastron, d.h. zurückknöpfbare Brustaufschläge in Abzeichenfarbe. Im Felddienst wurden diese Brustrabatten so untergeknöpft, daß nur der abzeichenfarbige Vorstoß an der Knopfleiste zu sehen war, die farbigen Brustrabatten waren nun auf der Innenseite des Rockes. Dies erklärt, warum der blaue Rock der Polnischen Lanciers auf der ESCI-Packung nur den feinen roten Streifen auf der Vorderseite hat. (Es handelt sich um die 1. Garde-Lanciers).

Die Lanciers Rouges hatten eine rote Uniform mit blauen Abzeichen (Kragen, Ärmelaufschläge, Schoßumschläge, Vorstöße).

Literaturhinweise:

20 Seiten mit schönen Fotos von Garde-Lanciers finden sich im Reenactment-Bildband “Napoleon´s Imperial Guard recreated in Colour Photographs”, Europa Militaria Special Nr.12 

Von Osprey: Men at Arms Nr.083 “Napoleon´s Guard Cavalry” und Nr.55 “Napoleon´s Dragoons and Lancers”. 

Zur Farbe der jeweiligen Lanzenwimpel siehe TIPS und TRICKS 5 “Lanzenwimpel der Napoleonischen Armee 1808-1815”

(Titel zu beziehen über KAI FUHRMANN FIGUREN & ZUBEHÖR).

Die Chevaux-Légers Lanciers de Ligne:

1811 wurden aus Dragoner-Regimentern die Linien-Lanciers Nr. 1-6 gemacht. Diese trugen die Dragoner-Uniform mit der Habit Veste, (also nicht die polnische Kurtka!). Kopfbedeckung war ein Helm, der dem Dragonerhelm ähnelte, jedoch anstelle des Haarschweifes eine Helmraupe hatte.

Die Linien-Lancier - Regimenter (“Chevaux-Léger Lanciers de Ligne”) Nr. 7, 8 und 9 wiederum entstammten der ehemaligen polnischen Weichsel-Legion und trugen die Tschapska und als Rock die polnische Kurtka mit den charakteristischen Schößen.

Als Anhaltspunkt dazu können Sie sich merken: Wurde eine Tschapska als Kopfbedeckung getragen, hatte auch der Rock die polnische Variante der Schoßumschläge. 
 
 

Die Figuren:

Daraus folgt, daß aus der HÄT-Packung die Lancier-Regimenter der Linie Nr. 1-6 gestaltet werden können, aus der ESCI-Packung duie Garde-Lanciers.

Die Linien-Lancier-Regimenter 7-9 wiederum könnten mit den Reitern aus ESCI 218 und den Pferden aus HÄT 8011 (Schaffell-Schabracke!) gestaltet werden. 

Grundsätzlich kann hier nicht im Einzelnen auf die Uniformen und Uniformfarben eingegangen werden, in diesem Zusammenhang möchte ich auf entsprechende Literatur verweisen.

Richtig proportionierte selbstklebende 1/72-Lanzenwimpel für die verschiedenen französischen Lancier-Regimenter finden Sie in der ROFUR-FLAG-Serie. 

Rolf Fuhrmann

Wie sahen die Satteldecken der Britischen Infanterie-Offiziere während der Napoleonischen Kriege aus?
Das vorschriftsmäßige Sattelzeug war eine viereckige Stoffschabracke in Abzeichenfarbe des Regiments, eingefasst mit einer silbernen oder goldenen Tresse, je nach der Offizierstresse des betreffenden Regiments. Die Schabracke befand sich unter dem  braunen Sattel, nicht darüber.

Dazu über den Pistolenholstern, die vor dem Sattel getragen wurden, Kappen in ebensolchen Farben. Statt der Holsterkappen in Abzeichenfarbe konnten auch solche aus schwarzem Bärenfell verwendet werden.

Braunes Riemenzeug.

Im Feld verwendeten die Offiziere statt der oben beschriebenen Schabracke eine einfache graue Satteldecke.

Siehe auch Uniformtafel Die bunte Schar Nr.1 “Waterloo 1815, Grossbritannien: 33rd Regiment of Foot”.